Die Blüte Europas – Tagung Berlin 2018
Zwischen Ost und West bildet Europa, bilden die deutschsprachigen Länder, eine produktive Mitte, d. h. es könnte diese bil- den, bildet sie auch unterbewusst, hat aber bis heute kein Verständnis davon. Denn wenn Europa etwa Vorstellungen folgte, die man David Rockefellers nachsagt, für eine neue Weltordnung müsse man auf Individualität, Familie, Nation und Religion verzichten, müssten die Europäer, von wem auch immer diese Forderungen stammen, ihnen durch die Tat entgegentreten. Was Individualität bedeutet, trägt man zumeist im Gefühl. Nach der Vorstellung der Alten ist der Stoff das Individualisierende. So steckt der Menschengeist in einer Leiblichkeit und einer Welt, in der er sich individualisiert. Dadurch entwickelt er Fähig- keiten. Rudolf Steiner hat uns sehen gelehrt, dass man in den Fähigkeiten die Spuren eines früheren Erdenlebens finden kann. Unser in einer Zeitgestalt erscheinender Geist hat ein Vorgängerwesen und unsere Biographie wiederholt eine vorangehende, in dem sie sich mit einem selbstbewirkten Schicksal auseinandersetzt. Wenn man Steiners Andeutungen folgt – denn er hat es in Vorträgen nur angedeutet, nicht ausgesprochen – war Schiller in seinem vorangehenden Leben Wallen- stein und jener ihm in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges durch Friedensverhandlungen verbundene Schwede Oxenstierna wurde der spätere Goethe.
Wenn es also nicht darum geht, die Individualität zugunsten einer „neuen Weltordnung“ abzustreifen, sondern sie auf Ver- gangenheit hin zu vertiefen und zukunftswärts zu entwerfen – gemäß eines bereits veranlagten Schicksals – dann ergibt es auch keinen Sinn, die Familie in ihren Strukturen aufzulösen. Denn sie zieht jene Menschen an uns heran, mit denen wir aus einem früheren Leben schicksalsverbunden sind. – Auch bei der Nation würde es nicht darum gehen, deren Eigentümlich- keiten abzustreifen, sind sie doch – Rudolf Steiner hat in seinen Vorträgen über „Die Mission der Volksseelen“ darüber ge- sprochen – die jeweiligen Hüllen unseres individuellen Reifungsprozesses. So gingen etwa Goethe und Schiller durch verschiedene Völker hindurch, durch Griechenland und Rom, durch das mittelalterliche Europa, durch das Italien der Re- naissance, durch Schweden und Mähren, bzw. Österreich, bevor sie dann Goethe und Schiller wurden. Die Völker sind also wie die Familien, denen wir nach und nach angehören, Orte der Reife. – Den Religionen verdanken wir Entwicklungen, zu denen wir uns schwerlich selbst aufrufen könnten. Was verdanken wir beispielsweise den Zehn Geboten der alten jüdischen Religion, auch wenn heute noch viele nicht erkennen, dass Mord und Totschlag, Lüge, Besitzgier und Ehebruch sie nicht wirklich weiterbringen. Bevor man also die Religionen fallen lässt, weil sie Andersgläubige mit Intoleranz verfolgen, sollte man ihre Entwicklungsschritte hin zum „Menschheitsrepäsentanten“, der wir selbst werden können, verfolgen.
Es liegt dem Weltgeschehen, auch dem europäischen, eine von höheren Wesen geleitete Entwicklung zugrunde, die wir uns bewusst machen könnten. Dann erst erblühte Europa. Höhere Wesen begleiten künstlerisch unseren Weg. Deswegen ist auch die Kunst ein Weg, des Übersinnlichen ansichtig zu werden und ein neues Zivilisationsprinzip, ein spirituelles anzu- steuern. Die Tagung beschäftigt sich mit den Vorträgen Rudolf Steiners „Das Sinnlich-Übersinnliche in seiner Verwirklichung durch die Kunst“ und jenem Lehrgang, in dem Herbert Witzenmann diesen für uns interpretiert hat. Dr. Klaus Hartmann
Tagungsspiegel
Montag 23. Juli 2018
17.00 – 18.30 Uhr: Rezitation: Dichtungen aus dem West-Östli- chen Divan von Goethe, Julian Roffhack (angefragt)
20.00 Uhr: Elisabeth Polduwe, Maria Theresia, Vortrag
9.30 – 11.00 Seminararbeit (täglich) Einführung in Rudolf Stei- ners Vortrag „Das Sinnlich Übersinnliche in seiner Verwirkli- chung durch die Kunst“, von Herbert Witzenmann, Leitung: Horst Grineisen11.30 – 13.00 Fortsetzung
15.00 Uhr Künstlerische Kurse (täglich):
Carola Hogrebe, Malerei, Experimentele Malerei
Christopher Schümann, Eurythmie
17.00 Uhr: Erzählstränge des Fünften Evangelium, von Rudolf Steiner, Referat I., Christopher Schümann
20.00 Uhr: Eröffnungsvortrag Horst Grineisen
Freitag, 27. Juli 2018
Dienstag, 24. Juli 2018
20.00 Uhr: Jan van Beersum, Bemerkungen zu Yuval Harari’s neuer menschlicher Agenda (Homo deus)
Seminar mit Bildbesprechung und Künstlerische Kurse wie am Vortag
17.00 Uhr Musik
20.00 Uhr Vortrag: Christoph Kussmaul: Zur Psychologie Rudolf Steiners; die Anschauung des Denkens des anderen Menschen
Samstag, 28. Juli 2018
Mittwoch, 25. Juli 2018
20.00 Uhr: Musik
Seminar mit Kunstwerkbesprechung und Künstlerische Kurse wie am Vortag
17.00 Uhr: Erzählstränge des Fünften Evangelium, von Rudolf Steiner, Referat II., Christopher Schümann
Sonntag, 29. Juli 2018
Seminar mit Kunstwerkbesprechung und Künstlerische Kurse wie am Vortag
17.00 Uhr: Erzählstränge des Fünften Evangelium, von Rudolf Steiner, Referat III., Dr. Klaus Hartmann
Seminar mit Kunstwerkbesprechung und Künstlerische Kurse wie am Vortag
17.00 Uhr: Erzählstränge des Fünften Evangelium, von Rudolf Steiner, Referat IV., Dr. Klaus Hartmann
20.00 Uhr: Vortrag, Dr. Klaus Hartmann: Goethe und Schiller, eine karmische Betrachtung
Seminar, Abschluss der Tagung 13.00 Uhr
Novalis Hochschulverein, 47475 Kamp-Lintfort; Mühlenstr. 258; Kontakt: hartmann.NHV@t-online.de; Tagungsgebühr: 150.-, ermäßigt 75.- Euro; Konto DE42 3505 0000 0760 1155 50 Rudolf Steiner, “Das Sinnlich Übersinnliche in seiner Verwirkli- chung durch die Kunst“, und Kommentar von Herbert Witzen- mann, Gideon Spicker Verlag. ISBN 978-3-85704-183-9
Donnerstag 26. Juni 2018
Seminar mit Kunstwerkbesprechung und Künstlerische Kurse wie am Vortag